Adventskalender

8. Dezember

Die Geschichte von den 8 Rotschühchen

Es war an einem sonnig-kalten Tag im Oktober, da waren die Damen und Herren damit beschäftigt, sich für ein außerordentliches Musikspektakel vorzubereiten, wie es der Meerholzer Zauberwald noch nicht gesehen hatte. Alles war im Gange, die Instrumente spielten kaum noch falsche Laute, die Stimmen waren goldkehlchengleich geölt, nur das gewisse Etwas sollte noch fehlen.

Es war spät am Abend und im Versammlungsraum der fleißigen Wichtel roch es schon etwas nach verbrannten Hirnwindungen und Mensch(lichkeit) – schließlich ist Musizieren auf Lauten, Flöten, Zimbeln und Posaunen, die schon die Mauern von Jericho zu Fall gebracht haben sollen, kein Kindergeburtstag. Die Herren der Schöpfung hingen längst mit ihren langen Hälsen kopfüber im Trog der glückseligen Hopfigkeit,  da schlich sich unbemerkt der Geist der gepflegten Äußerlichkeit in den Proberaum und ließ den Wichtelinnen ihren Nagellack auf den Fingern gefrieren.

„Ja seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen?“ frugtete Ko-Schuh, der sich selbst als Berater für Schuhfragen bei Konzerten ausgab – kurz: Ko-Schuh (Anm. d. Red.: nicht zu verwechseln mit Schu-Ko, der ist der männliche Gegenpart und für die Verbindung des Kühlschranks zur Steckdose verantwortlich). „Ihr wollt doch nicht in Euren verlotterten Fußgewändern auftreten. Was sollen denn die Leute von Euch denken?“ und machte die Damen ganz sprachlos. Ja, an alles haben Sie gedacht, nur nicht an das passende Schuhwerk für den großen Auftritt im Zauberwald. „So nennt mir Euren Wunsch und ich werde Euch einheitlich ausstatten, damit ihr nicht wie ein zusammengewürfelter Haufen daherkommt und Eure Mannen sich für Euch schämen müssen“, bot Ko-Schuh den Damen in murrigem, aber sanft-gütigem Ton an.

Und weil sich die Damen, die zuvor alle ihre Hauskasse geplündert und sich davon reichlich unnützes Hab und Gut angeschafft haben wie farbige Schüsseln aus einem künstlichen Stoff oder Farbe für alle Körperteile (außer den Füßen) oder Dinge, die keinen Zweck haben und einfach so im Wichtelbau herumstehen (dieser Trend sollte eigentlich schon vor Jahrunderten verboten werden), so überglüclick über das Angebot von Ko-Schuh waren, schrien sie wie aus einem Mund und als hätten sie sich vorher abgesprochen: „Muh, Muh, Muh, wir wollen rote Schuh“.

Und da machte es „Pöff“ (ein lauter Knall, den die Herren schon gar nicht mehr hörten, weil sie den Grund des Troges erreicht hatten), es roch auf einmal wieder nach Frühlingsblumen und an jedem Füßchen der Damen hing ein rotes Schühchen. So konnten sie ihren großen Auftritt vor vielen, vielen Menschen zufrieden spielen – und wenn etwas nicht ganz so in Ordnung war, dann waren es bestimmt nicht die roten Schuhe. Und mit denen konnten die Wichtelinnen nicht nur musizieren, sondern auch kräftig feiern im Anschluss bei der großen Sause…

Das große Musikspekatulum war übrigens am (7. und) 8. November, also genau vor einem Monat – und wenn sich die Damen seitdem nicht an den Füßen gewaschen haben, dann tragen sie sie noch heute.

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